Damals 1991: Rückblick nach 10 Jahren OHA

OHA – Zeitung aus dem Pfaffenwinkel – 10. Jahrgang/Nr. 120/November/Nr.11/1991

Abbruch – Umbruch – Aufbruch – Zuspruch

Nächsten Monat ist es so weit: 10 Jahre OHA und kein Ende in Sicht!

Am 27. Dezember 1981 erschien die erste OHA-Ausgabe. Dass das Projekt OHA einige Jahre überdauern könnte, hofften damals Befürworter und Mitarbeiter. Dass man beruhigt abwarten sollte, bis sich das Ganze nach einiger Zeit wieder von selbst erledigt, dachten und hofften die Gegner.

Ich kann mich noch gut erinnern an Sätze wie „Das schläft bald wieder ein“. „Die Arbeit könnt ihr euch sparen.“ „Nichts als Zeitverschwendung!“ „OHA, oje!“ sagte auch Schongaus Altbürgermeister Georg Handl, als ich ihn – damals noch in Amt und Würden – auf die Zeitung OHA aufmerksam machte.

Nun sind 10 Jahre fast voll, und es geht weiter. Die Gespräche, mit dem OHA aufzuhören, sind verstummt. Der Umbruch ist vollzogen, Missverständnisse sind weitgehend ausgeräumt. Der Aufbruch zu einem neuen Miteinander, zu einer neuen Gestaltung der Zusammenarbeit wird mit dieser Ausgabe eingeleitet.

In der Zeit der Krise hat der OHA von vielen Seiten – besonders auch von Mitgliedern der Umweltinitiative Pfaffenwinkel – Zuspruch erhalten. Die nun schon über sechsjährige Zusammenarbeit mit der Umweltinitiative hat offenbar deutliche Spuren der Zusammengehörigkeit hinterlassen, die nicht so einfach weggewischt werden können.

Ratschläge, wie der OHA der nächsten Jahre aussehen soll, sind bereits eingetroffen. Hans Fisch – er liegt damit der Redaktion schon seit Jahren in den Ohren – meint beispielsweise, der OHA sollte sich einen besseren Titel zulegen, z. B. »Aufklärung«, »Politik und Religion« und dergleichen. Der verantwortliche Redakteur sollte jeweils nur ein Konzept vorlegen (auch mit provokanten Beiträgen). Auf eine Abstimmung in der Redaktion („Mehrheit beschließt!“) dürfe nicht verzichtet werden. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn die Redaktionsmitglieder im Telegrammstil über sich Auskunft geben würden. (siehe Anhang!)

Natürlich gibt es Stimmen, die das neue Konzept mit Skepsis betrachten, auch in der Redaktion selbst. Das Prinzip des Chefs (der Chefin?), auch wenn diese(r) jeden Monat wechselt, kann – oberflächlich betrachtet – durchaus als »Rückfall in die Vorpubertät« gedeutet werden. Schon im Kindergarten oder im Sandkasten, beim Räuber-und-Schandi-Spiel gilt ja: Jeder (Jede?) will mal der Chef sein, jede(r) will mal anschaffen dürfen, jede(r) will mal die Macht über die anderen auskosten. Ich glaube allerdings, dass diese Betrachtungsweise die neue OHA-Struktur nur am Rande streift. Ich jedenfalls gehe davon aus, dass relative Macht und relative Machtlosigkeit in jeder von Menschen geschaffenen Struktur vorhanden sind. Sie waren auch in der alten OHA-Struktur, in der geheiligten Konsens-Struktur, vorhanden, die Manfred Wölke auf Seite 12 der letzten OHA-Ausgabe ziemlich treffend beschrieben und zu Recht beerdigt hat.

Mit der Koppelung von Macht und Verantwortung und der monatlich festgeschriebenen »Durchlässigkeit« wird es Folgendes nicht mehr geben:
Es braucht niemand mehr zurückgepfiffen werden. Den Vorwurf »Der schreibt zu viel« wird es also nicht mehr geben. Wer nur Kritik übt und allein dadurch den Inhalt der Zeitung beeinflussen will, ohne selbst redaktio­nelle Arbeit zu leisten, hat künftig einen schweren Stand.

Das Dilemma der Alternativbewegung, das es zu überwinden gilt, lässt sich aus meiner Sicht so zusammenfassen: Es finden sich genug Leute, die mitreden, kritisieren, zurückpfeifen, vorwerfen, besserwissen, wenn andere was gemacht haben. Doch wie die Lücken gefüllt werden sollen, die durch ein solches Tun (?) aufgerissen werden, das überlegen sich die wenigsten.

Ohne Einschränkung gilt also: Wer etwas anderes will, kann dies nicht mit Kritik am anderen erreichen, er bzw. sie muss es selbst tun, muss selbst tätig werden und Verantwortung übernehmen. So lautet auch das Motto der neuen OHA-Struktur. Schwierig dürfte es erst wieder werden, wenn sich jemand zunächst zur Verantwortung bekennt, und dann, wenn’s drauf ankommt, sagt, er bzw. sie habe leider keine Zeit gehabt, die übernommene Verantwortung wahrzunehmen. Aber: Such is life!

Sigi Müller, Schongau

Meine Vorstellung damals im November 1991 im Telegrammstil
Nicht mit dem Rücken, sondern mit dem Gesicht zur Wand, im Stadtrat tätig, zum Abschuss frei, Lehrer an der Berufs(aufbau)schule, kein gebürtiger Schongauer, Kämpfer für Fahrradwege, noch Autofahrer, verheiratet (auch kirchlich!), drei Kinder, überzeugter Nichtraucher. Lieblingsinstrumente: Gitarre, Trompete; Lieblingsbeschäftigung: OHA.

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