Die neuen Besen

Die Professoren Regina Haussmann und Gregor Reichelt während einer Konferenzpause im Tagungszentrum Murnau

R: Du, statt einer Tasse Kaffee in dem Gedränge hier, wäre mir eine Runde um das Tagungszentrum lieber.

G: Mir auch, Regina.

R: (draußen, im schönsten Frühling) Also, Gregor, für mich hat der gute Heidenreich die sogenannte Bildungsoffensive der Bundesregierung zu unkritisch angesprochen.

G: Ganz meine Meinung. Und, so wie ich die neue Regierung sehe, müssen wir uns vorerst damit begnügen, dass kleine Brötchen gebacken werden.

R: Zu kleine Brötchen, Gregor. Und sie backen außerdem fast nur nach alten Rezepten.

G: Das war leider zu erwarten. Schon während der Sondierungsphase im vergangenen Herbst war nicht zu übersehen, dass Ampel problematisch wird, und die Koalitionsverhandlungen haben das dann auch sehr deutlich aufgezeigt.

R: Ja, Gregor, der unvermeidlich notwendige Kurswechsel, den die Bundesrepublik eigentlich umgehend vornehmen muss, ist ein zu großer Kraftakt für das Dreierteam. Alle drei, allen voran natürlich die FDP, aber auch die SPD und, was mich ziemlich erschüttert, sogar die Grünen haben nicht den Mumm, das Steuer energisch herumzureißen. Der FDP sitzen eingerostete Wirtschaftskapitäne und skrupellose Kapitaleigner im Nacken und der SPD die Gewerkschaften und schadensträchtigen Wohlstand gewohnte Bürger. Diese beiden Lager leben dann auch noch seltsam vereint im Wachstumswahn. Und die Grünen schaffen das nicht, weil ihre Spitze nicht radikal genug eingestellt ist, selbst nicht konsequent grün lebt und darüber hinaus nichts mehr fürchtet, als Stimmenverluste in der Wählerschaft.

G: Ja, Regina, und so sitzen wir alle mitten in einem Dilemma. Das deutsche Volk hat sich in den letzten Jahrzehnten schwer verrannt und irrt nun ziemlich hilflos umher. Manche werden da vielleicht denken, dass wir jetzt einen starken Führer brauchen.

R: Du, in meinem Umfeld sagen das einige ganz unverblümt. Nur, wenn man sich dann diesem Gedanken ernsthaft nähert, tauchen ganz schnell ziemlich viele Probleme auf.

G: Unvermeidlich. (lässt seinen Blick über die weiß leuchtenden Alpengipfel schweifen) Vielleicht, Regina, wird sich die Natur als der starke Mann erweisen, der uns auf den rechten Weg bringt.

R: Der nimmt ja schon seit einiger Zeit die Dinge ohne Nachsicht in die Hand, Gregor. Aber vielleicht schafft es die Welt, an seine bzw. ihre Seite zu treten, indem nämlich die Eliten weltweit und auf allen Ebenen einsehen, dass sie und die Völker Lebensformen annehmen müssen, die im Einklang mit der Natur stehen.

G: Herrgott, Regina, was für ein elementarer und hoffnungsgeladener Gedanke!

Guggera

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