E wie … Elysium

Dieses schöne weiche lateinische Wort steht für die »Insel der Seligen« in der griechischen Mythologie.

Selig sein ist für manchen wohl einfach das Gefühl von rundum glücklich und zufrieden sein können.

Dafür braucht es im Grunde genommen nicht viel und vor allem Kinder sind selig, wenn sie geliebt und in ihrer Einzigartigkeit akzeptiert und gefördert aufwachsen dürfen. Was weltweit betrachtet alles andere als selbstverständlich ist. Und auch in unserem sogenannten reichen Land, gibt es Mädchen und Buben, die leider ganz anderes erleben. Das ist zwar nicht neu, jedoch in der Form, die wir vor einiger Zeit durch die Medien erfuhren, erneut weil nicht das erste Mal, total schockierend.

Was wohl nicht nur mich, sondern auch viele von Ihnen sehr verstört hat und stark nachwirkt, ist das Bekanntwerden des massenhaften Missbrauchs und Schlimmerem, dem teils ganz Kleine durch einen weltweiten Ring von psychisch kranken (?) Männern, die ihre Internet-Plattform »Elysium« nannten, ausgesetzt waren, ja leider auch immer noch sind. Denn ein derart abscheuliches Tun lässt sich nicht einfach auf Knopfdruck abstellen. Was mag in diesen »Menschen« vorgehen, die sich an Hilf- und Wehrlosen vergreifen? Und die teils noch der Meinung sind, das, was sie den Kindern angetan haben, hätte diesen Spaß gemacht? Was ist »männlich« daran, sich Schwächere gefügig zu machen?

Kirche, Sportvereine et cetera waren/sind hier ja leider in ähnlicher Form zum Teil nicht ausgenommen.

Schlimm genug ist es wenn einem erwachsenen Menschen so etwas widerfährt, denn auch diese Frauen und Männer tragen ihr Leben lang schwer daran, sofern sie überhaupt die Stärke haben, nicht aufgrund dieses Vorkommnisses freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Und dann erst ein Kind! Es hat doch niemand das Recht, jemand anderen derart zu behandeln! Jedem von uns steht das Recht auf körperliche, geistige und seelische Unversehrtheit zu, alleine durch sein Menschsein.

Der schlichte Spruch: »Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu« ist vermutlich so alt wie die Menschheit, wird jedoch gefühlt (?) manchmal kaum beachtet. Denn den vor Jahren aktuellen Werbespruch »Geht nicht, gibt’s nicht!« kennen Sie vermutlich. Wir wissen jedoch alle, dass es das sehr wohl gibt. Wie könnten ein paar markige Worte uns auch glauben machen, dass jedes Ding, jede Situation, sein muss oder »gemacht« werden kann, wie wir das wollen? Kleine Kinder sehen das vielleicht noch auf diese Weise. Bei Erwachsenen muss es dann wohl heißen: So naiv kann ein vernunftbegabter Mensch gar nicht sein. Oder?

Nun, wer sagt denn, dass wir (allgemein gesprochen) nicht naiv sind? Oder ist das schlicht krasser Egoismus? Warum auch immer sind wir teils der Meinung, wir wären alleine auf der Welt? Alleine beim Einkaufen, so dass wir sofort beraten werden, wenn wir das brauchen. Alleine auf der Straße, wenn wir irgendwo mit dem Auto unterwegs sind und natürlich davon ausgehen, dass die Straße für uns ganz frei ist. Nur wenn wir Hilfe brauchen, ist das nichts mehr mit dem alleine sein …

Unsere Ansprüche steigen und steigen, also die Erwartungen an das, was uns unserer Meinung nach zusteht, teils unabhängig davon ob das Ganze dann noch legal ist. (Rechtliche Ansprüche aus Verträgen sind ein Kapitel für sich und gesetzlich geregelt.) Was steht uns denn tatsächlich zu? Im Vergleich zu dem, was wir meist im materiellen Sinn oft wollen, ist es einerseits gefühlt sehr wenig, weil für uns hier eher selbstverständlich, andererseits schlicht das, was Kinder, Frauen und Männer brauchen, um als Menschen in Würde leben zu können. Frieden, Freiheit in jeglicher Hinsicht (solange wir niemand anderem schaden), auch Meinungsfreiheit, saubere Luft, gesunde Böden, genug reines Trinkwasser und Nahrung, Wohnung, Kleidung, Energieversorgung, Bildung und vor allem gegenseitiger Respekt – Stichwort: Gleichberechtigung – bilden erst mal die Grundvoraussetzungen für ein friedliches globales Miteinander. Ebenso teilen und Gerechtigkeit.

Nur: Steht uns all das in dem Sinn zu, dass wir es ohne Rücksicht auf Verluste für uns selbst einfordern können/dürfen? Nein! Denn sobald jemand anderer darunter leidet, überschreiten wir eine Grenze, und das steht uns nicht zu! So wie am 8. März, dem Weltfrauentag, zum wiederholten Male im Radio darüber berichtet wurde, dass in Argentinien alle neunundzwanzig Stunden eine Frau ihr Leben verliert – meist durch den eigenen Ehemann oder Partner mit der Begründung, die Tat wäre »aus Liebe« erfolgt. Oder dass dort einer Elfjährigen nach einer Vergewaltigung die Abtreibung verwehrt wurde.

Dazu gibt es nach wie vor nicht nur in manchen afrikanischen Ländern die Genitalverstümmelung, die Mädchen erleiden müssen. Für uns hier ist das alles irgendwie unvorstellbar und doch leider für viele unserer Schwestern im Sinne der Nächstenliebe bittere Realität. Ein spezielles Kapitel ist auch der Sextourismus, meist zu Minderjährigen …

Was mögen zum Beispiel auch Mädchen und Frauen durchgemacht haben, die als Flüchtlinge in unser Land kommen? Wir wissen es nicht und werden es vermutlich von den wenigsten erfahren, denn dass dies ein absolut angst- und schambesetztes Thema ist, ist nur allzu gut nachvollziehbar. Was würden wir als Betroffene für uns selbst wollen? Und wie können wir alle dazu beitragen, dass es nicht zu den genannten Untaten kommt? Auch hier gilt wie bei vielem anderem: Zivilcourage, also Augen und Ohren offenhalten, sich im Zweifelsfalle mit dem Jugendamt, im Extremfall mit der Polizei in Verbindung setzen. Es ist ein sehr diffiziler Bereich, denn natürlich möchte niemand von uns Eltern, Nachbarn, Freunde, Bekannte oder Verwandte denunzieren. Bei einem begründeten Verdacht bleibt jedoch keine andere Wahl, als zum Schutz von Klein oder Groß hier aktiv zu werden.

Irmgard Deml, Weilheim

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