Einblicke in unsere »Neuartige Normalität« … und ein paar Fragen aus dem Kopf – oder aus dem Herzen – einer Mutter

Angst vor Welle 1 & 2 & »Dauerwelle«? – Diese Wellen schaffen Gefühle von Freiheit … (Foto: Sarah Michel)
Sarah Michel, Peißenberg

Ich sitze hier, mit tränennassen Augen und lasse meinen Gefühlen und Emotionen Raum zum Sein. Mein jüngstes Kind wurde letzte Woche eingeschult. Doch das ist nicht der Grund für meine Gefühle. Ich freue mich sehr, ich habe jetzt sogar »nur noch« eine Einrichtung, die ich jeden Tag anfahren muss, um der Schulpflicht nachzukommen.

Ich, vierfache Mama, freiheitsliebend, kreativ, naturverbunden, Menschen liebend, die einfach nur eine glückliche Familie erträumte, irgendwann mal …

Jetzt bin ich hier und fühle mich verpflichtet meinen Kindern gegenüber. Ich will ihnen gerne Werte vermitteln, die mir so wichtig erscheinen, um einen Beitrag zu geben in dieser Zeit für unsere Erde. Doch wie kann mir das gelingen im Alltag?

Meiner zweitgeborenen Tochter ist es schon zu viel, wenn alle im Haus zur gleichen Zeit aufstehen und sie sich am Morgen die Küche und das Bad teilen muss. Die Konsequenz davon führe ich hier jetzt nicht auf, nur die Frage: Wie geht es wohl in der Schule, welche um 7.50 Uhr beginnt, mit ihr weiter?

„Ein bisschen gesunder Menschenverstand, ein bisschen Toleranz, ein bisschen Humor – wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.“


William Somerset Maugham

Warum überhaupt 7.50 Uhr in einer Waldorfschule, die gegebenermaßen ein großes Einzugsgebiet hat? Während des eingeschränkten Schulbetriebes vor den Sommerferien haben wir sehr gute Erfahrungen machen können, als der Unterricht um 8.30 Uhr begann. Zumindest haben wir das als Familie so erlebt, wie auch andere Eltern, mit denen ich im Austausch war. Aber vielleicht ist das auch nur meine kleine Welt, wer weiß. Wer das so entschieden hat? Die Schule. Da tut sich für mich eine weitere Frage auf: Wer ist denn bitte »die Schule«? Sind das nicht auch die Eltern und Schüler oder doch mehr der Vorstand und die Geschäftsleitung? Und wo sind die LehrerInnen? Ach ja, die sind irgendwo dazwischen und werden ihren Spagat sicher irgendwie meistern!

Meine Tochter, welche jetzt in der Mittelstufe ist, hatte an ihrem zweiten Schultag, am 9. September Sport. Neuer Lehrer – neues Glück. Leider war »das neue Glück« wohl nicht besonders gut informiert. Ich stelle mir sogar die Frage, wo der gesunde Menschenverstand geblieben ist, wenn eine 5. Klasse mit einer Mund- und Nasenbedeckung Sport machen muss?

Über die geliebten oder manchmal auch weniger geliebten Hausis lässt sich streiten oder zumindest andere Meinungen vertreten. Doch wenn ich mich – als ehemalige Waldorfschülerin und jetzige Mama – von drei »Waldis« mit der Thematik Hausaufgaben auseinandersetze, in der täglichen Begegnung mit meinen Kinder und mit Schriften R. Steiners, komme ich für mich ganz klar zu dem Schluss: Wenn es Aufgaben zu Hause zu erledigen gilt, dann unter dem Anspruch, dass das Kind motiviert ist. Sein eigenes Inneres sollte davon ergriffen sein, es will aus sich heraus noch genauer erforschen und begreifen! Soweit mir der Spagat zwischen den einzelnen Persönlichkeiten meiner Kinder, den Aufgabenstellungen der einzelnen LehrerInnen und meinem eigenen privaten Anliegen für die Familie möglich ist, bin ich gut und gerne bereit zu motivieren.

Doch woher rührt die eigentlich wahre Motivation? Kommt diese nicht von ganz tief innen, aus dem Kern des Kindes, seinem ureigenen Seelenleben? Was ist, wenn ein Kind von etwas in der Schule Angeregtem tatsächlich keine eigene Motivation hat?

Ich erlaube mir hier auch zu fragen, ob es nicht immer klarer ist, dass wir viel mehr Zeit und Aufmerksamkeit auf unser soziales Miteinander legen müssen als auf vermeintlich zu vermittelndes Wissen? Das vorhandene Wissen ist meines Erachtens heutzutage weltweit und zu jeder Tages- und Nachtzeit abrufbar und nach Bedarf zu erlernen. Doch wo ist unsere Menschlichkeit geblieben, wenn wir unseren Kinder sagen, sie dürfen sich nicht berühren oder miteinander spielen, sie seien der Grund, warum Oma oder Opa sterben könnten?

Wo haben wir unsere Verantwortung als Eltern, ErzieherInnen und Lehrkräfte gelassen?

Wie können wir – als »die Erwachsenen« – ein Stückchen mehr unseren Kinder entgegen gehen (und wahrhaft wachsen) und es nicht den Generationen vor uns gleichtun? Ich sehe nur zu gut, dass wir eine größere Veränderung brauchen, wenn wir unseren Kindeskindern hier noch eine lebenswerte Erde hinterlassen wollen. Meine Kinder wollen nur das Beste für diese Erde. Doch wie soll ich ihnen das erhalten in diesen Zeiten?

Meine Kinder können seit diesem Schuljahr nicht mehr in die Mittagsbetreuung, welche mir zumindest ein gemeinsames Abholen der Kinder in der Vergangenheit ermöglicht hatte. Wir haben uns als Eltern für das »Nichtimpfen« entschieden. Die Folge davon ist, dass unsere Kinder nicht außerhalb der Schulpflicht an der Schule betreut werden dürfen. Was geschieht hier, dass im Jahr 2020 gesunde Kinder nicht mit ihresgleichen betreut werden dürfen? Und die Schule, welche wir für unser Kinder gewählt haben, trägt das mit…

Wo bitte sind hier die humanen Werte, die ich meinen Kindern mitgeben will für ihre Zukunft?

Jetzt ist erst einmal genug gefragt und ich gehe meine Kinder von ihrer kleinen, idyllischen Schule abholen. Unterrichtsende einmal um 11.20 Uhr, dann um 12.05 Uhr und zu guter Letzt noch um 13.35 Uhr. Aber was soll’s, es gibt echt Schlimmeres!

Und ja, ich habe Angst. Und ja, ich bin traurig. Und ja, ich bin voller Tatendrang, Zuversicht und Mut. Ich sehe die Kinder, welche stetig lernen und immer und immer und immer wieder aufstehen!

In diesem Sinne …

Sarah Michel, Peißenberg

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