Jahresabschluss – Auszug aus meiner Rede: Über Fluchtursachen, Freihandel, Mobilfunk usw.

Foto: Sigi Müller bei seiner Jahresabschlussrede

Als Ratsältester durfte ich bei der letzten Sitzung des Jahres 2014 eine Rede halten

Aus Erfahrungen lernen und das uns Mögliche tun, um die Zukunft zu gestalten

(…) Ein überall heiß diskutiertes Thema war und ist bis auf weiteres das Thema ASYL! Da werden auch Ängste geschürt. Da gibt es jetzt die PEGIDA-Bewegung – das ist die Kurzform von »Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes«.

Dass die Ursachen auch in Europa – also auch bei uns Europäern – liegen, warum verzweifelte Menschen ihre Heimat verlassen, hat im November die Theatergruppe BERLINER COMPAGNIE in Weilheim auf die Bühne gebracht. In dem Theaterstück »Die Weißen kommen« ging es um unseren Nachbarkontinent Afrika.

Einerseits wird bei jeder Gelegenheit von Bundespolitikern gerne von Entwicklungshilfe und sogar vom „Chancenkontinent Afrika“ gesprochen. Andererseits schädigt die Europäische Union und die weltweit agierenden Konzerne die afrikanische Bevölkerung vor allem auch mit sogenannten Freihandelsabkommen. Die Folge ist: Die EU-Agrarsubventionen an Lebensmittelkonzerne zerstören die Existenz von Millionen afrikanischer Kleinbauern. Investoren kaufen in großem Umfang Land und Wasservorräte auf. In riesigen Netzen werden Fische vor der Küste Westafrikas aus dem Meer gezogen.

Die arbeitslosen Fischer kommen dann nach Europa oder bringen andere Flüchtlinge übers Meer oder manchmal auch in den Tod.

Dass wir diesen und anderen Flüchtlingen hier auch in Schongau helfen müssen, steht außer Zweifel. Gott sei Dank gibt es hier einen Freundeskreis Asyl, der ganz aktiv ist und ehrenamtlich mithilft, die Not der Flüchtlinge zu lindern.

Solche und andere Missstände zu verändern und vor allem auch die  wahren Fluchtursachen zu bekämpfen, erfordert viel Einsatz und Kraft. Aber ohne den Mut von Menschen, die für ihre Überzeugungen eintreten – manchmal sogar ihr Leben aufs Spiel setzen – gäbe es weder Gewerkschaften noch die deutsche Einheit!

Lassen Sie mich jetzt noch einige Punkte, die mir besonders wichtig sind, in der gebotenen Kürze nennen!

Mit den Freihandelsabkommen TTIP und CETA  – das glauben viele, aus meiner Sicht auch zu Recht – mit diesen geheim ausgehandelten Abkommen werden die Menschen weiter entmachtet und die demokratischen Strukturen weiter ausgehöhlt. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass der Kreistag mit Unterstützung der Kreisverwaltung dazu eine Resolution beschlossen hat.

Was mich häufig beschäftigt, ist die zunehmende Ignoranz gegenüber der Mobilfunkstrahlung. Da wird das Land – ohne mit der Wimper zu zucken – immer noch mehr mit TETRA-Funk, WLAN usw. – also mit Elektro­smog – überzogen, sprich zugemüllt. Strahlung ist unsichtbar! Deshalb mein Respekt vor den Böbingern, die dieses Thema in den letzten Wochen mit Vorträgen ganz in meinem Sinne ernsthaft behandelt haben.

Die Verschwisterung, oft auch Städtepartnerschaft genannt, ist – auch aufgrund der aktuellen weltweiten Krisen – nach wie vor ungeheuer wichtig. Nachdem ich in den 1960/70 Jahren 14 Jahre lang jeweils im Sommer im Auftrag der Stadt Schongau mit den Jugendlichen unterwegs war, weiß ich, wie wichtig dieser Austausch war und ist.

(…) Halten wir nicht einfach fest an der Vergangenheit, sondern versuchen wir, aus unseren Erfahrungen zu lernen! Fürchten wir uns nicht vor der Zukunft, sondern tun wir das uns Mögliche, um unsere Zukunft gut, gerecht und sozial zu gestalten!

Sigi Müller

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Worum es sonst noch in meiner Jahresschlussrede ging

Zu Beginn wagte ich einen Rückblick auf mein erstes Jahr im Stadtrat, als ich nach meiner Wahl von Bürgermeister L. Braun (CSU) als Mitglied einer extremistischen Gruppierung begrüßt wurde. Unerwartet freundliche Töne kamen dagegen am Jahresende 1990 vom damaligen Ratsältesten Josef Ressle (CSU). In seiner Rede sagte er, die  „Minderheiten“ im Stadtrat würden „neue Impulse“ bringen die „die Arbeit im Gremium würziger machen“. Solche Töne waren in der politischen Diskussion vorher überhaupt nicht zu hören. Diese beiden unterschiedlichen Erfahrungen habe ich dargestellt. Ratsmitglieder aus der CSU-Fraktion reagierten dennoch kritisch. Man solle doch die Vergangenheit endlich ruhen lassen, hieß es.

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