Monopol auf Lebensmittel? – Zugriff auf unsere Ernährung durch internationale Konzerne

Monsanto, Bayer & Co. wollen immer mehr patentiertes Saatgut erwerben. (Foto: Sigi Müller)

Monsanto, Bayer & Co. wollen immer mehr patentiertes Saatgut erwerben. (Foto: Sigi Müller)

Aufgrund von Einsprüchen und Protesten hat Ende Januar das Europäische Patentamt (EPA) ein Patent von Monsanto auf Melonen (EP1962578) „aus technischen Gründen“ widerrufen.

„Der Widerruf des Patents ist ein wichtiger Erfolg, kann aber das generelle Problem nicht lösen“, so kommentiert Christoph Then von »Keine Patente auf Saatgut!« diese Entscheidung und verweist auf Defizite bei der Umsetzung gesetzlicher Regelungen.

Patentierte Lebensmittel? Gibt es das? Und wenn ja, mit welchen Folgen? Die meisten Menschen glauben, dass die Tomate, die sie kaufen, auch ihnen gehört, dass der Preis fürs Gemüse auf einem »freien Markt« entsteht und Lebensmittel nicht patentierbar sind. Dies ist aber längst nicht mehr der Fall. Monsanto, Bayer, Syngenta, Dupont … sichern sich nämlich immer mehr Patente auf unsere Lebensmittel. Doch warum bekommen sie das Recht, Lebensmittel zu patentieren? Damit sie weltweit die Preise diktieren können?

„Schritt für Schritt übernehmen die Saatgutkonzerne die Kontrolle über unsere Nahrungsmittel“, sagt Christoph Then. Mit Patenten auf Lebensmittel könnten Konzerne andere daran hindern, Pflanzen anzubauen, zu ernten, als Nahrungsmittel zu verkaufen oder für die weitere Züchtung zu nutzen, so der Tierarzt und Gentechnik-Experte, der sich seit über 20 Jahren mit aktuellen Fragen der Gen- und Biotechnologie beschäftigt.

Statt auf die seit Langem angekündigte europäische Initiative gegen die Patentierung von Lebensmitteln zu warten, könnte Justizminister Heiko Maas im Verwaltungsrat der EPO (Europäische Patentorganisation) aktiv werden und die großzügige Vergabepraxis sowie die Monopolisierung unserer Ernährung stoppen. Das Europäische Patentamt agiert jedoch „wie ein profit-orientiertes Unternehmen“, so CAMPACT. Die Patentanträge bringen saftige Umsätze – mindestens zwei Milliarden Euro im Jahr. Dass dieses »Amt« sich aus eigenem Antrieb den Wünschen von Monsanto & Co. nicht widersetzen wird, ist nachvollziehbar.

Patente auf Leben verhindern – das hat die Bundesregierung immer noch im Programm, doch sie handelt nicht. Stattdessen gewährt sie den Konzernen Sonderrechte mit verheerenden Folgen: Bereits 95 Prozent des Gemüse-Saatguts werden von nur fünf Konzernen kontrolliert. Unsere Nahrungsmittelvielfalt geht zurück und die Preise steigen. Weltweit können sich immer mehr Menschen dieses teure, patentierte Saatgut der Konzerne nicht mehr leisten. Sie hungern und verlieren ihre Lebensgrundlage. Wer dauernd abstrakt von Bekämpfung der Fluchtursachen spricht, findet hier ein konkretes Beispiel.

Auch mächtige Gegner müssen manchmal klein beigeben. Das haben die Protestaktionen im Jahr 2009 gegen den Anbau des Monsanto-Genmais (MON810) gezeigt. Die damalige Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner gab dem Protest aus der Bevölkerung nach und erließ ein Anbauverbot für MON810.

Sigi Müller
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