Das Atelier Fleissner in Antdorf widmet seine November-Ausstellung 2025 dem Medium Zeichnung der drei Kunstschaffenden Herbert Nauderer (D), Maria Bussmann (A), und Christiane Fleissner (D). Mit Zeichnung verlassen die Kunstschaffenden die bestehende Realität und tauchen in ‘Zwischenwelten’ ein: sie modellieren, sie entwerfen, sie träumen. Sie benutzen die Zeichnung, um zwischen den Dingen zu flanieren, zwischen oben und unten, zwischen der Innen- und Aussenwelt unseres menschlichen Daseins.
Der am Starnberger See lebende Künstler Herbert Nauderer zeigt in großformatigen Kohlezeichnungen spezielle Räume und Landschaften, die von etwas Geheimnisvollem geprägt sind. ‘Radioaktive Landschaft’ heißt eine großformatige Zeichnung; und wir sehen, dass uns der Künstler damit in eine Zwischenwelten von Phantasie und Traum entführt. Seine Räume berühren oft heterotopische Ränder der Gesellschaft, an denen von der Norm abweichendes Verhalten ritualisiert wird und die nach eigenen Regeln funktionieren.
Die in Wien lebende, in Würzburg aufgewachsene Maria Bussmann arbeitete im vergangenen Jahr über die Seele bei Aristoteles.
Die Idee einer Seele oder Psyche ist Teil aller Kulturen. Der antike Philosoph stellte fest, dass die ‘Seele’ als Ursache für das Lebendigsein, für die Wahrnehmung und die Selbsterkenntnis der Lebewesen ist. Daher ist sie vom Körper nicht trennbar. Maria Bussmanns Zeichnungen bewegen sich, ausgehend von diesem Begriff, in neue Welten des Formulierens zwischen linearer Zeichnung und Farbfläche.
Auch körperliche Zellen formen eine Art Welt zwischen Körper und Person, Bausteine zwischen Subjekt und Welt. Negatives Wachstum formt eine Erscheinung, welche die imaginäre Ganzheit des Körperbildes erschüttert. Pathologische Veränderungen passen nicht in das kohärente körperliche Idealbild und sie bringen die Position des eigenen Körpers als perfekt sinnvolles und funktionierendes Objekt in der gesellschaftlichen Ordnung ins Wanken.
Die Künstlerin Christiane Fleissner, Gastgeberin im Atelier Fleissner, beschäftigt sich mit MRI-Bildern von verändertem Gewebe und formte diese in ihren Zeichnungen zu einer eigenen Ornamentik um. Dekonstruktion, Auflösung oder neu Formatierung von Leben wird hier untersucht. Die Farbe Weiß, die in manchen Kulturen für das absolute Nichts steht, webt die Künstlerin zu einer Spur der Trauer in die Bilder ein.
Die Zwischenräume in dieser Ausstellung bilden eine Art Überschuss, der darauf verweist, dass jede symbolische Ordnung Grenzen hat, dass es immer einen nicht-symbolisierbaren, nicht-beschreibbaren, nicht-deutbaren Rest gibt. Da beginnt die Zwischenwelt der Phantasie.
Christiane Fleißner, Antdorf




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